Plastiktüte dabei oder nicht?
Seit über einem Jahr zahlen wir nun, wenn wir im Laden eine Plastiktüte haben wollen. Der Verbrauch ging zurück – gut für die Umwelt. Doch für mich ist das Ganze nicht durchdacht. Warum?
Wie das Plastiktütenpfand dem Handel Vorteile bringt
Die Unternehmen lachen sich ins Fäustchen! Ab und zu zahlt man 20 Cent für eine Tüte, deren Herstellung weit weniger als einen Cent kostet – purer Reingewinn. Anschließend nutzen Firmen das Geld, um neue Produkte erneut in Plastik einzuschweißen. Doch warum wird immer nur der Kunde als „böse“ dargestellt? Warum nicht die Verpackungsindustrie?
Viel schlimmer als Plastiktüten finde ich den allgemeinen Verpackungsmüll: Coffee-to-go-Becher, übertriebene Verpackungen für Speichermedien, Kleinteile und vieles mehr. Viele Dinge kamen früher ohne Plastik aus. Toilettenpapier zum Beispiel, das heute in Plastik eingepackt ist, hatte früher auch die Umweltengel-Zertifizierung und war in Papier verpackt. Selbst in Bioläden sieht man oft eingeschweißte Äpfel im Angebot.
Wie es früher war? Weniger Plastik, mehr Umweltbewusstsein!
In den 80er Jahren wurden Äpfel im Baumwollnetz verkauft, und wenn Obst eingeschweißt war, dann auf Karton, nicht auf Styropor. Es scheint, als wären wir damals ökologischer gewesen. Birkenstock-Sandalen und Jutetasche waren normal, und die Leute aßen häufiger regional. Vegan gab es schon aber damals wurde nicht so ein Zirkus draum gemacht.
Seit den 90ern hat die Plastikverpackung dramatisch zugenommen. Selbst große Supermarktketten wickeln ihre leeren Rollwägen komplett in Folie ein. Wir Endverbraucher sollen Plastik sparen, aber das Verhalten des Handels wirkt oft widersprüchlich.
Wie Plastik ins Meer gelangt
Der meiste Müll im Meer stammt von Schiffen – sei es durch verlorene Container oder illegal entsorgten Abfall. Alte Fischernetze werden häufig einfach abgeschnitten, wenn sie an Steinen hängen bleiben. Auch Bojen, Kanister und anderer Müll aus der Fischerei landen im Meer.
Eine weitere Quelle ist Mikroplastik. Es stammt aus Kosmetikprodukten, Putz- und Waschmitteln oder löst sich aus Mikrofasern in der Waschmaschine. Selbst Plastikrohre korrodieren mit der Zeit und tragen dazu bei.
Papiertüte: Eine Alternative?
Es ist falsch, die Gesellschaft anhand von Plastiktüten zu spalten – in die „guten“ Baumwolltaschennutzer und die „bösen“ Plastiktütenkäufer. Papiertüten, die als Alternative angepriesen werden, sind keine nachhaltige Lösung. Sie bestehen oft aus gefärbten Frischfasern, für die Regenwälder abgeholzt werden, und werden weniger oft verwendet. Positiv ist lediglich, dass sie zum Teil verrotten. Einige aber nicht, weil mit Lack oder Kunststoffen beschichtet.
Sinn und Unsinn
Ein sinnvollerer Ansatz wäre, wenn der Handel die Einnahmen aus Plastiktüten in ökologische Projekte oder bessere Entsorgungstechniken investieren müsste. Zwar hat das Plastiktütenfasten einen kleinen Effekt aufs Meer, aber es sind vor allem die Unternehmen, die profitieren. Die dünnen Tüten an der Gemüsetheke bleiben – genau die, die von Schildkröten mit Quallen verwechselt werden.
Auch Luftballons, die bei Hochzeiten steigen gelassen werden, landen oft in Flüssen und schließlich im Meer. Niemand spricht darüber, obwohl es ein ebenso großes Problem ist.
Es zeigt sich: Das Thema wurde nicht zu Ende gedacht, als das Plastiktütengeld beschlossen wurde.